Geschichte

Geschichtlicher Rückblick der Innstadt – Pfarrei

Kirche des hl. Severin, genau gesprochen, die Stelle, auf der sie steht, kommt in der Frühgeschichte des christlichen Passau eine besondere Bedeutung zu.

Aus der Lebensbeschreibung des hl. Severin, die wir seinem Schüler Eugippius verdanken, geht hervor, dass zu der Zeit, in der sich Severin wiederholt in Passau aufhielt, eine Kirche außerhalb der Mauern von Batavis stand, und zwar jenseits des Inns – von Batavis aus gerechnet – in dem Ort Bojotro.

Eugippius hat uns die Beschreibung des Lebens und Wirkens dieses eigenartigen Mannes geschenkt, der, aus dem Osten eingewandert, nach einem selbstlosen, entsagungsvollen Leben und segensreicher Wirksamkeit als Glaubensbote in Ufernoricum im Jahre 482 starb und bei Neapel seine letzte Ruhestätte fand (siehe auch Severinus von Noricum Seite 6).

Als eine der wenigen Urkunden aus der Zeit kurz vor Beginn der Völkerwanderung in Bayern ist dieses Werk für die Kenntnis unserer Heimatgeschichte in jenem Zeitalter in vielfacher Beziehung höchst bedeutungsvoll geworden.

Um 450 bis 480 n. Chr. beginnt für Passau die Zeit des hl. Severin von Noricum, der in der Innstadt in der Umgebung des römischen Kastells Bojotro um 460 eine kleine Gebetszelle und das erste Kloster Bayerns für sich und einige Mönche errichtete. Seit dem Mittelalter ist hier die spätantike Urkirche dem hl. Severin von Noricum geweiht, die als Kirche St. Severin über die Jahrhunderte bis heute Friedhofskirche für die Innstadt und für Beiderwies war (siehe auch Gemeinde Beiderwies Seite 17).

Mind. Seit dem 5. Jh., möglicherweise noch früher steht an dieser Stelle ein Gotteshaus, dessen Kontinuität bis in unsere Tage erhalten blieb.

Die älteste urkundliche Erwähnung in mittelalterlicher Zeit fällt um das Jahr 1143. Im genannten Jahr übergab Bischof Reginbert die Kirche St. Severin zum Unterhalt der Innbrücke und des Spitals zum hl. Kreuz. Die Pfarrei reicht jedenfalls weit zurück, im Zusammenhang mit der frühchristlichen Kirche, wie man vermuten darf (siehe auch Pfarrgeschichte Innstadtpfarrei Seite 7/8).

Um 1476 fügt man an das alte annähernd rechteckige Langhaus einen spätgotischen Chor (das heutige Presbyterium) und den Turm an.

In den Jahren 1854 – 61 fand dann unter Bischof Heinrich eine weitgehende Wiederherstellung der Kirche statt; sie erstreckte sich vor allem auf eine Erneuerung im Innern in den damals üblichen Formen der Spätromanik unter Ausmerzung aller die Stileinheit und Stilreinheit vermeintlich störenden Zutaten der letzten Jahrhunderte.

Gebührt Bischof Heinrich das Verdienst, durch diese Instandsetzung das stark verwahrloste Gotteshaus vor weiterem Verfall gerettet und wieder gottesdienstlichem Gebrauch zugänglich gemacht zu haben, und wurde seine Tat in diesem Sinn von den Zeitgenossen auch mit Recht gefeiert, so ist doch leider nicht zu leugnen, dass die Erneuerung unseren heutigen Anschauungen von Denkmalpflege nach Art und Umfang in keiner Weise mehr entspricht und der baugeschichtlichen Untersuchung nur Hemmungen bereitet hat.

Die zum Teil in den trostlosesten romanischen Formen der Zeit durchgeführte, glättende und egalisierende Restauration hat die Forschung nach dem alten Bestand sehr erschwert bzw. unmöglich gemacht (Mader).

Über die Veränderungen am Bau selbst gibt ein Grundriss-Plan vom Jahre 1856 im Ordinariats-Archiv (Fig. 248) zu Passau nur zum Teil den erwünschten Aufschluss. Die Wiederherstellung umfasste danach in der Hauptsache den Abbruch einer gegen das Langhaus zu öffnende, und den Ersatz der alten Eingangstore im Süden und Westen durch ein an die Ecken gerücktes Tor-Paar im Westen. Da dieses letztere im Grundriss Plan noch fehlt, scheint man sich zu seiner Ausführung erst im Laufe der Arbeit entschlossen zu haben. Über die ursprüngliche Gestaltung im Aufbau der Kirche besagt der Plan nichts.

Beschreibung:

St. Severin ist eine einschiffige Anlage mit breitem, flachgedecktem Langhaus, an das sich der gewölbte spätgotische Chor anschließt. Der Turm mit Sakristei im Untergeschoß liegt an der Südseite des Chores. An der Nordseite des Langhauses liegt gegen die Westecke die sog. Severinuszelle. Es wird vermutet, dass das Langhaus und die sog. Severinszelle der frühchristlichen Zeit angehört. Zu dieser Vermutung führen die ungewöhnlichen Maßverhältnisse. Eine Langhausweite von 14 m auf 19 m Länge entspricht in keiner Weise den Baugepflogenheiten der romanischen Zeit, wohl aber frühchristlichen Anlagen. Das Langhaus ist nicht genau rechteckig.

Dem gewölbten spätgotische Chor (12,5 x 9.00m) schließt sich der Turm mit Sakristei an der Südseite des Chores an.

Der eingezogene Chor hat ein Joch und Schluss in fünf Achteckseiten. Die Rippen des sternförmigen Gewölbes ruhen auf Dreibündeldiensten mit glatten Kelchkapitellen. Letztere deckt eine gemeinsame dreiviertelrunde Platte. Drei Schlusssteine: den östlichen schmückt ein Reliefbildnis des hl. Severin mit Buch und Pilgerstab; den mittleren ein Vierpass mit der erneuerten Jahreszahl 1476; der letzte zeigt das Wappen der Mautner von Katzenberg. Die Fenster sind spitzbogig, die Gewände schräg, das Maßwerk erneuert.

Der Turm an der Südseite des Chores, gleichzeitig erbaut, zeigt ungewöhnlich weite Verhältnisse, ist aber nur drei Geschosse hoch.

Die sog. Severinszelle ist ein kapellenähnlicher Anbau – ein schmaler, länglicher Raum mit Stichbogendecke aus Ziegel. Belichtung durch drei schmale Rundbogenfenster. Heute führt ein neuromanischer Eingang vom Langhaus in die Severinszelle, früher waren es zwei Arkaden.

Der Anbau der Severinuszelle ist beträchtlich hoch. Über der Zelle befindet sich ein Dachraum, der den Zugang zur Orgelempore vermittelt. Die Höhe ist ursprünglich, wie wir durch Untersuchung des Mauerwerks konstatierten.

Die Sakristei im Untergeschoß deckt ein Sterngewölbe mit gekehlten Rippen. Zu den Obergeschossen führt eine Wendeltreppe, die bei der Restauration um 1860 angebaut wurde. Die Türe zum Chor ist im geraden Kleebogen geschlossen, der Sturz zeigt die Jahreszahl 1510. Früher führt eine gedeckte Freitreppe in die Obergeschosse des Turmes.

Die hölzerne Leistendecke aus dem 16. Jh. oder frühes 17. Jh. zeigt Rechteckfelderung; mit einem schmalen Gesims schließt die Decke an die Seitenwände an. Die Fenster befinden sich hoch oben, im Süden 6, im Norden 7, rundbogig, mit Schräggewänden in der heutigen Form aus der Restauration von Bischof Heinrich 1854 – 61.

Chor: 4 große, mit Maßwerk verzierte spitzbogige Fenster im Chor; Der Chor hat ein

Sterngewölbe (6 Rautensterne).

Die hölzerne Westempore ruht auf 2 steinernen Rundsäulen.

Die beiden Portale an der Westseite sind neu.

 

Einrichtung St. Severin

neugotisch, von 1854 – 61. Auf dem Hochaltar befindet sich eine große Marienstatue mit stark geschwungener Haltung. Das Jesuskind ruht auf beiden Armen der Mutter. Interessante spätgotische Schöpfung aus der Mitte des 15. Jh.; Stein, Fassung modern. Höhe ca. 1.70 m. Auf den Altärchen der Severinuszelle steht eine spätgotische Büste des hl. Severin. Auf der Brust öffnet sich ein Reliquienbehälter, mit Glas umschlossen. Die Büste gehört der Spätzeit des 15. Jh. an. Sie ist neu gefasst. H. 0.85 m.

(Mit der Renovierung der St. Gertraudkirche im Jahre 1968 wechselte der Standort der berühmten Severinsmadonna von 1450 und der spätgotischen Büste des hl. Severin aus dem 15. Jh. von der Severins- in die St. Gertraudkirche).

Sakramentshaus:

Am Chorbogen nördlich. Renaissanceschöpfung vom Jahre 1600. Auf Säule mit einfacher Deckplatte vierseitiges Gehäuse mit Ecklisenen, die Flachornamente schmücken. Das Gehäuse schließt ein derbes Gesims, darüber an der Schauseite gebrochener Dreiecksgiebel mit der Figur Christi, das Kreuz haltend. Roter Marmor und polierter Kalkstein. An der Südseite die Inschrift, dass Karl von Lamberg, Domdekan zu Passau, Pfarrer bei St. Egidien, Magister Pontis et Leprosoriae, Kanonikus zu Regensburg, im Jahre 1600 das Tabernakulum errichtet habe. Das Verschlussgitter der Nische ist rautenförmig, mit durchgesteckten Stäben, dem Platenrand ist Rankenwerk auferlegt. H. 3.50m.

Kanzel.

Die moderne Brüstung steht auf einem spätgotischen Steinpfeiler. Dieser ist rund, der Fuß und die Auskragung polygon, profiliert.

Chorbogenkruzifix:

Spätgotische Schöpfung aus der Mitte des 15. Jh., ungefähr lebensgroß.

Das Kruzifix wurde bei der umfassenden Renovierung 1976 – 82 entfernt und durch den überlebensgroßen Christus von Leopold Hafner ersetzt. Das Chorbogenkreuz lagert seit der Gesamtrenovierung der Severinskirche 1976-82 im Depot der Diözese; die Kirchenverwaltung plant derzeit, dieses Chorbogenkreuz in der Pfarrkirche St. Gertraud im Meditationsraum auf der Empore aufzustellen. Der Entwurf für die künstlerische Gestaltung des Kruzifix-Hintergrundes an der Emporenwand in Angleichung an das künstlerische Gesamtkonzept in der St. Gertraudkirche von Tobias Kammerer liegt bereits vor. Ein Zuschuss-Antrag an die Diözese über die beabsichtigte farbliche Gestaltung sowie die Anbringung des Chorbogenkreuzes wurde am 6.11.09 gestellt. Die Diözese hat die Maßnahme mit Schreiben vom 6.11.09 für den Bauhaushalt 2011 vorgemerkt. Das Chorbogenkreuz wurde am 27.05.2011 in Eigenregie durch die Kirchenverwaltung auf der Empore angebracht. Auf die beabsichtigte künstlerische Gestaltung musste aus Sparsamkeitsgründen verzichtet werden, weil die Pfarrkirchenstiftung finanziell nur mehr das unbedingt Notwendige, nicht mehr das Wünschenswerte realisieren kann.

An den Wänden des Chores sind spätgotische Holzbildwerke angebracht:

  1. Severin, in Pilgertracht, mit Buch und Stab. Um 1430 – 50, H. 0.90 m.
  2. Severin, in Pilgertracht, die Figur ist neu gefasst. Sie gehört der Zeit um 1470 an. H. 1,30m. An der Krempe des Pilgerhutes ist merkwürdigerweise ein spätgotisches Wallfahrtsandenken aus Altötting befestigt. Es ist in Bleiguss hergestellt, durchbrochen gearbeitet. In spätgotischen Gehäuse steht, von einer Strahlenmandorla umgeben, St. Maria, das Jesuskind tragend. Im Fries darüber die Jahreszahl 1490. Zu Füßen Marias die Inschrift: altnoting. H. 5 cm. Das Wallfahrtszeichen ist sicher ursprünglich an der Figur angebracht worden und entbehrt nicht eines sinnigen Gedankens. Die Verwendung in dieser Art scheint aber ganz singulär zu sein. Bisher kannte man nur die Verwendung von Wallfahrtszeichen in Kopie auf Glocken.
  3. Erasmus und zwei weitere Bischöfe. Um 1500. H. 1.05m.
  4. Georg und St. Sebastian. Gute Arbeiten um 1480, H. 1.00 m.
  5. Benno, in der Rechten einen Fisch haltend. Charakteristische Arbeit um 1520, nächstverwandt mit den Figuren des Altares der Trenbachkapelle in der unteren Reihe und mehreren Reliefs daselbst. H. 1.20 m.
  6. Bei der Kanzel kleine Figur, entweder einen Apostel oder St. Severin darstellend. Gebartete Gestalt mit Barett, Talar und Mantel, in der Rechten ein Buch das Attribut in der Linken fehlt. Ende des 15. Jh.. H. 0.50 m.

Außer den Rundfiguren besitzt die Kirche noch drei spätgotische Holzreliefs.

  1. Anbetung der hl. Drei Könige. Naive Arbeit um 1480. H. 1.oo m.
  2. Tod Mariens. Die Gruppe ist fast vollrund gearbeitet. Maria kniet inmitten der Apostel auf einem Schemel, Johannes stützt Sie, Petrus hilft ihr die Sterbekerze tragen. Gute Arbeit des frühen 16. Jh., H. 0.75, B. 1.o7 m
  3. St Anna selbdritt. Die Gruppe ist nicht in der ursprünglichen Zusammenstellung erhalten. Die beiden Frauen sitzen, das Kind steht jetzt zwischen ihnen am Boden. Anfang des 16. Jh.. H. 0,30m. Das von Erhard erwähnte Relief, die Vertreibung der Verkäufer aus dem Tempel darstellend, ist nicht mehr vorhanden.

Weihwasserstein:

Als Weihwasserstein dient ein römischer Grabstein des römischen Zolleinnehmers Faustinianes, der jedenfalls im Bojodurum selbst amtiert hat. An der Vorderseite die Inschrift: D.M./FAUSTINI/ANO VECT/ILLYR VIL/IN GENUS/FIL ET FELIX/.SC.EX VIK/EIVS.BM.P.P. (=divis manibus, Faustiniano vectigalis Illyrici vilico Ingenus filius et Felix, contra scriptor ex vikario eius bene merenti posuerunt.) Kalkstein, Höhe 1.15 m, Breite 0.44 m, Tiefe 0.35 m.

An der Sakristeitüre befindet sich ein sehr schöner Türklopfer aus Schmiedeeisen. Er gehört der Erbauungszeit des Chores an.

Grabsteine.

     An der Westwand innen (seit 1854)

  1. Grabstein des Pfarrers Heinrich Zugschwert, + 1348. Umschrift in gotischen Majuskeln. ANNO.DOMIN.M.CCC.XL.VIII.IN.DIE.BTORUM.MARCI.ET.MAR.HAINRICUS.ZVCHZSWERT.PLERANVS.SCI.EGIDII. Im Feld Wappen in Konturen. Roter Marmor. H. 2.10, B. 1.10 m.
  2. Grabstein des Pfarrers Ulrich Stadler, + 1363. Umschrift in gotischen Majuskeln: ANNO.DNI.M.CCC.L.XIII.IN.VIGI.LIA.SCI.MICHAELIS.O´.DNS.VLRIC.(dictus) STADLER.PLEBS.ECCE.SCI.EGIDII. Mit Konturenbildnis unter Baldachin; der Grund ausgehoben. Sehr abgetreten. Roter Marmor. H. 2.55, B. 1.25m.
  3. Inschrift in gotischen Minuskeln: Anno dni.m.ccc.xxv i die.sci.avgvstini.venerabil.dns.stephanvs.fress.plebanus /ecce.) sancti Egidii. Innenfelder leer. Roter Marmor.
  4. In der Mitte der Westseite. Grabdenkmal für die ersame Frau Barbara, des + Andreas Sturm Witwe, + Montag vor Nikolai 1530. Das Epitaph zeigt ein figurenreiches Relief
  5. der Kreuzigung Christi. Zu Füßen des Kreuzes sinkt Maria, von Schmerz gebrochen, zusammen; Johannes unterstützt sie; außerdem Magdalena und zwei weitere hl. Frauen. Drei Engel fangen das Blut Christi mit Kelchen auf. In der Ecke rechts betet die Verstorbene. Das Epitaph ist eine tüchtige Arbeit, verwandt mit Denkmälern in der Herrenkapelle aus der gleichen Zeit. Heller Marmor. H. 2.00, B. 1.27 m. Außerdem mehrere bürgerliche Grabplatten mit Inschrift und Wappen, eine von 1462, eine aus dem 16. Jahrhundert, drei aus der Spätrenaissancezeit.

 

An der Severinszelle außen, östlich:

Umschrift: Anno . Dni . 1519. Jar. am antlas abend ist gestorben Der Ersam Jorg Prenczl purger zu passaw ligt hie begraben Dem got genad Vnd Allen gelaubigen Sellen. Amen. Im Feld schön ausgeführtes Doppelwappen in Muschelnische. H. 2.10, B. 1.08 m. Der Grabstein ist eine zwar nicht beurkundete, aber stilistisch gesicherte Arbeit Jörg Gartners, der sich hier erstmals in Renaissanceformen bewegt.

  1. Grabstein mit Doppelinschrift, einerseits für Johannes Lutic, Kononikus zu Olmütz und Pfarrer zu Hartkirchen, + 24. Juli 1453 (Randschrift), andererseits für Nikolaus Volnegk, Rektor des St. Georgsaltares in Pfarrkirchen, + 1472 in die policarpi. Am Rand unten Rest einer Grabschrift für einen Pfarrer von St. Ägidius aus dem 14. Jh., vielleicht Nikolaus Stuckhler. Mit Priestekelch. Stammt aus der Corporischristibruderschaftskapelle am Dom.
  2. Umschrift in gotischen Majuskeln des 14. Jahrhunderts. Erhalten nur: ….KL´N.OCTOBS.OBIIT.DMS.HEI ….. PFARRICHIRHN.PLBS. (=plebanus)HViv.ecce.
  3. Umschrift: leit.Hanns.pykchel.Des.Chunrat.pykchels.saligen.Sun.der.Gestorben.Ist.Nach.

(Christi)gepurd.Anno.dni.M.ccc.Vnd.Im.IXvii (1467). Im Feld großes Wappen in reicher Ausführung. H. 1.90, B. 1.00 m. roter Marmor.

An der Westseite der Kirche befinden sich mehrere Grabsteine des späten 16. bzw. 17. Jahrhunderts, sehr abgetreten, anscheinend alle bürgerlich. Außer der Inschrift zeigen sie Wappen in einfacher Ausführung.

Als Brüstung des modernen Ölberges an der Westseite der Kirche ist der Grabstein des Bürgers Wolfgang Käser, + 1515, verwendet. Der Sein hat Querformat. Inschrift im Mittelraum: O du heiligs leiden vn sterbn Jhesu Criste Erparm dich vber vns. Anó Dní 1515. Jar am pfincztag von d´kreuczwochn´ist gestorben der Ersam wolfgang Käser purger zu passaw vor inpruck der hie vnden begrab´n ligt. Anó D´ni. 1521. Jar am 16. Tag herbstmonats starb die Erberg fraw vrssula die sein hausfraw gebesn´ist got genad in vnd allen gelaubigen sellen. A´me. Unter der Inschrift, die in Kursivtypen ausgeführt ist, folgt die Antiqua:

ALLAIN DVRCH CRISSTVM ERASM KASER

Eerasmus Käser, wohl der Sohn der Verstorbenen, hat vermutlich den Stein ausführen lassen. Beiderseits der Inschrift knien die Gatten auf Betstühlen, an deren Wangen ihre Wappen angebracht sind. Über ihnen spätgotisches Sprengwerk auf dürren Stämmen. Roter Marmor. B 1.55, H 0.85 m.

An der Südseite der Kirche sind zahlreiche kleine Epitaphien eingelassen. Sie gehören dem späten 16.u. 17. Jh. an. Durchgehends bessere Handwerksarbeiten, mit religiösen Reliefs in Gehäusen, zumeist aus Kalkstein. Gelegentlich ist für Details rote Marmor verwendet. Wir heben hervor:

  1. Pantaleon und Hans Moritz, Söhne des Albrecht von Trenbach und seiner Gemahlin Benigna von Kaindorf, Hofjunker Kaiser Max Il, erkrankt im Feld in Ungarn und hierher überführt, + 1517. Gehäuse mit Relief der Auferstehung, über der Inschrift die beiden Ritter vor dem Kruzifix, im Aufsatz Trenbachwappen. Die Reliefs Kalkstein, Gehäuse roter Marmor. Das Epitaph wurde wohl unter Fürstbischof Urban von Trenbach ausgeführt. Nach einem um 1740 geschriebenen Grabsteinbuch befand es sich schon damals bei St. Severin, also wohl von Anfang an.

Unter den bürgerlichen Epitaphien erwähnen wir das für den Lederer Thomas Scholinger, + 1557, und seine Frau Barbara, + 1575. Hauptrelief die Prophetie Ezechiels zwischen ornamentierten Pilastern. Im Sockelgeschoß die Familie vor dem Hl. Geist kniend, und Inschrift. Ornamentale Bekrönung mit dem Wappen. Kalkstein, H ca. 1.20 m. Das Epitaph des 1675 verstorbenen Ratsbürgers Georg Denscheck zeigt in profiliertem Rotmarmorrahmen zwei Reliefs: unten Pieta´mit Magdalena und Putto, oben Kartusche mit Wppen, von Putten gehalten. Die Reliefs Kalkstein. H. ca. 1.0 m. Glocken neu.

Ausgrabungen:

Die Ausgrabungen im Jahre 1976 gaben der Volksüberlieferung Recht. Reste von Fundamenten und Mauerwerk, die eindeutig frühchristlich sind, wurden unter der heutigen Friedhofskirche gefunden. Anstoß zu diesen Grabungen gab die Auffindung des spätrömischen Kastells Bojotro im Jahre 1974 im sog. „Grubergarten“, in unmittelbarer Nähe der Severinskirche, in dem eigentlich ein Kindergarten errichtet werden sollte.

Durch das Landesamt für Denkmalpflege (Leitung. Prof. Dr. Walter Sage) wurden eine frühchristliche Saalkirche mit gleichbreiter Apsis, eine Reihe von Gräbern, Märtyrerreliquien und andere Bodenfunde zutage gebracht. Diese kleine spätantike Urkirche, dessen Fundamente die heutige Nordwand tragen, erfuhr in ottonischer, in spätromanischer und spätgotischer Zeit erweiternde Umbauten.

Die Friedhofskirche zeigt heute das Erscheinungsbild der Spätromanik (Langhaus) und der Gotik (spätgotischer Chor).

Ab 1770 wird die Severinskirche offiziell zur Friedhofskirche ernannt.

Severinus von Noricum, Severin ein Wandermönch aus dem Orient,

sei während der Völkerwanderung nach dem Tod des Hunnenkönigs Attilas 453 nach Noricum, der damals römischen Provinz (heute größtenteils östliches Österreich von Passau nach Wien) gekommen.

Unermüdlich soll er sich bis zu seinem Lebensende um die notleidende Bevölkerung gekümmert haben.

Darüber hinaus galt er als Führer der unter den Arianern lebenden römischen Bevölkerung, die katholische Minderheit war. Er vermittelte immer wieder zwischen beiden Lagern, so dass ein friedliches Nebeneinander möglich war. In der Geschichte ging Severin außerdem als Gründer mehrerer Klöster ein, so Bojotrum in Passau, in Lorch an der Enns und Favianis bei Mautern (Krems).

Der Schutzheilige als Pilger mit Stab wird dargestellt in der Statue von 1470 in der St. Gertraud-Kirche, in von 1520 in der Trenbach Kapelle des Passauer Domes und von 1485 am Chorgestühl von St. Stephan in Wien.

Sein Leben ist beschrieben in der auch als Quelle für die Geschichte der Donauländer bedeutsamen „Vita Sancti Severini“ seines Begleiters Eugippius, Abt des Klosters im Castrum Lucullanum bei Neapel, wohin die Gebeine Severins beim Abzug der Römer aus Germanien überführt worden sind.

Friedhof St. Severin:

Wenn man in Passau „Friedhof“ sagt, meint man weithin „St. Severin“ in der Innstadt. Dies ist auch durchaus begründet, denn um die uralte Severins-Kirche breitet sich nicht nur der größte, sondern auch der älteste Friedhof der Stadt. Der Name „Friedhof“, in alte Schreibweise „Freythof“ genannt, bedeutete ursprünglich „eingefriedeter Platz“, d. h. Freiplatz für Verfolgte und war Asylplatz, so wie die Kirchen. „Gottesacker“ und Kirchhof“ sind andere, einst häufiger gebrauchte Namen hierfür. Die christlichen Friedhöfe waren auch fast alle um eine Kirche angelegt, stets mit Mauer und Tor (oder einem Gatter) umschlossen und bildeten mit der Kirche sowohl landschaftlich als auch vom Bewusstsein der Gläubigen her eine untrennbare Gemeinschaft.

Die ältesten Begräbnisstätten des christlichen Passau müssen wir in dem Gemäuer unserer ältesten Kirchen und in ihrer nächsten Umgebung suchen. Die heilige Stätte, wo sich die Gemeinde täglich traf, wo Freud und Leid des Bürgers spielte, sie war die ersehnte Ruhestätte des christlichen Passauers, dort wollte er die verheißene Auferstehung erwarten.

Schon zur Zeit des heiligen Severin in Norikum (5.Jh.), wahrscheinlich sogar schon in vorchristlicher Zeit bestand unweit des Castell Bojotro ein Friedhof.

Grabungen in der Severinskirche haben dies 1979 belegt und der heute als Weihwasserbecken in der Kirche stehende Römerstein war das Grabmal eines (noch nicht christlichen) Zolleinnehmers aus Illyrien.

Der Severinsfriedhof liegt um die Filialkirche St. Severin an der ehemaligen Wirkungsstätte des Apostels von Noricum.

Der Kirchhof rings um das frühere Pfarrgotteshaus St. Severin blieb (trotz mancher Verwüstungen) bis zum heutigen Tag erhalten. Dies ist nur zu begrüßen, denn dass ein Gottesacker mit der alten, ehrwürdigen Kirche in der Mitte, in der Geschlechter kamen und gingen, einen würdigeren, eindrucksvolleren Ruheplatz bedeutet als eine Neuanlage draußen vor den Tore der Stadt, bedarf keines weiteren Beweises!

Die Kontinuität der Totenbestattung bei St. Severin ist seither nicht abgebrochen und somit gilt dieser Friedhof als einer der historisch bedeutsamsten im ganzen deutschen Kulturraum. Der Platz um die Kirche ist der Gottesacker der Pfarrei.

Die Kirche St. Severin und der Friedhof um die Kirche (Severinsfriedhof) zählen zu den ältesten kontinuierlich erhaltenen Begräbnis- und Kultstätten (Kultorten) des südostdeutschen Kulturraumes.

Bis 1772 nur Friedhof um die Severinskirche. Im gleichen Jahr Anschluss eines neuen Gottesackers fast unmittelbar an den altehrwürdigen Kirchhof um die Severinskirche am Berghang südlich durch Fürstbischof Leopold Firmian.

1860 – 1890 entstanden vor allem neugotische, romanische und klassizistische Baudenkmäler entlang der Friedhofsmauer und Kirchenaußenwand.

Um die Kirche herum finden sich Grabsteine aus dem 13. bis 19. Jh., sowie unter der Empore ein römischer Gedenkstein für den Zöllner Faustinianos aus dem dritten Jh. nach Christus.

Ein römischer Grabstein, der jetzt als Weihwasserbecken dient und in der Nähe des südlichen Eingangs steht, ist ein Beweis für die Kontinuität des Friedhofes an dieser Stätte.

Besonderheit:

Grüfte an der Südwand der Kirche, Grabstätten Abt. IV, Nr. 16 u. 17, sowie 20 u. 21; Dokumentation 2009 anlässlich eines Begräbnisses.

Allgemein:

Es gibt wohl kaum einen Gottesacker in Ostbayern, der die ganze Palette der Grabmalkunst aus zwei Jahrhunderten so anschaulich zu zeigen vermag, wie im Bereich von St. Severin. Das Zusammenspiel von alt und neu, von Schlichtheit und nicht übertriebener Monumentalität bei einzelnen Grabgruppen: Wie die verschiedenen Friedhofsanlagen sich der Landschaft und der Umgebung anpassen, darf als qualitätvolle Landschaftskunst bezeichnet werden. Leider findet man auch – besonders in den neueren Anlagen – Grabgruppen, die in ihrer Eintönigkeit in der fast bis zum Detail gleichen Gedenksteine eher einer monotonen Kleinsiedlung verwandt sind, als einem individuellen Platz des Gedenkens an die Toten.

Für uns bleiben die Denkmäler dieser Zeit am Severins-Friedhof auch ein Stück Heimatgeschichte und die Zeugen, wie jede Generation Passaus ihr Bestes gab, um das Andenken ihrer Toten zu ehren.

So können Passaus Tote bis zum heutigen Tage im Schutze und Banne jenes Gotteshauses ruhen, das eine der erhabensten Stätten des Christentums auf deutschem Boden darstellt. Es gibt nur wenige Friedhöfe in der Welt, die schöner sind als der Gottesacker von St. Severin zu Passau.

Die große Liebe zur Natur, zur edlen Einfachheit, die das auslaufende achtzehnte Jahrhundert kennzeichnet, tritt vielleicht erstmalig am sinnfälligsten bei der Anlage des neuen Friedhofs bei St. Severin (südöstlicher Hochfriedhof) in Erscheinung.

Mit einer künstlerischen Hochkultur, die selbst den Schöpfern modernster Friedhofskunst alle Ehre machen würde, hat man für den neuen Gottesacker die richtige Umgebung, den Bannkreis um die einsam an den Felsengestaden des Inn gelegene Zelle des Heiligen Severin gesucht und ihn dann geschickt in diese Umgebung eingeordnet.

Wie der alte Friedhof aus 1772 sich an die Hänge des Berges südlich von St. Severin schmiegt, wie die Kirchhofmauer in ihrem unregelmäßigen Verlauf sich den Linien des Hügels unterordnet, wie die ferne Totenstätte zu dem unvergleichlich schönen Bild des Anblicks der Stadt in stiller, wehmutsvoller Harmonie sich fügt, das ist beste, allerbeste Landschaftskunst.

Wer, an den Alt-Passauer-Grabdenkmälern vorbei, hin wandert zur friedvoll stillen Höhe des alten östlichen Friedhofs, wer über die Stätten der Toten hinwegblickt zu den Höhen des Bayerwaldes, zu den Zinnen des Oberhauses am Georgsberg, zu dem machtvoll ernsten Bau des Domes, der Passaus ältesten Gottesacker in seinem Grundgemäuer birgt, wer dort, in stiller Einsamkeit, das ewig gleiche Rauschen des Inn an sein Ohr dringen hört, dem wird das Wort wahr, das Lenau angesichts des Salzburger St. Petersfriedhofs gedichtet:

„ O schöner Ort, den Toten auserkoren

Zur Ruhestätte für die müden Glieder!

Hier glaubt es leichter sich: Wir seh´n uns wieder

Es sind die Toten uns nicht ganz verloren.“

 

Pfarrgeschichte der Pfarrei St. Severin

Die erste Nachricht über die Kirche im Mittelalter findet sich in einer Urkunde, welche etwa um 1120 anzusetzen ist. Gelegentlich einer Verbriefung für das Kloster St. Nikola ist dort die Rede von einem gewissen „Chunradus parochianus sancti Seuerini“, also einem Pfarrherrn von St. Severin, der mit der Übergabe beauftragt wurde. Vom Jahre 1143 stammt dann eine weitere Nachricht, nach welcher Bischof Reginbert die Kirche zum Unterhalt der Innbrücke und dem Spital zum hl. Kreuz übergab.

Die Pfarrei ist sicherlich sehr alt. Denn solange es keine Brücke über den Inn gab, war St. Severin von Natur aus der geeignetste Mittelpunkt für die christliche Gemeinde auf dem rechten Flussufer. In der päpstlichen Bulle, mit welcher Alexander II. im Jahre 1073 die Gründung des Augustinerchorherrenstiftes St. Nikola zu Passau bestätigte, wird dem Kloster zur Pflicht gemacht, Pilgern, welche „orationis causa vadunt“, unentgeltliche Überfahrt auf dem Inn zu gewähren. Da St. Nikola heute noch schräg gegenüber unserer Severinskirche auf dem linken Innufer liegt, konnte sich der Hinweis wohl nur auf die Wallfahrten zu diesem Gotteshaus beziehen, wenn auch sein Name in der Urkunde nicht unmittelbar erwähnt wird.

Die Pfarrei wurde 1182 mit dem sog. Innbruckamt dem Spital St. Ägidius inkorporiert und führte von da ab den Namen St. Ägidius, von der Ägidiuskirche beim ehemaligen Römerlager Bojodurum östlich von der Innstadt, welche gleich dem Innbruckamt und dem Domkapitel zugehörig war.

Die Veränderung vom Jahre 1143 hatte für die Severins-Kirche größere Bedeutung, als es zunächst scheinen möchte. Damals wurde von Bischof Reginbert die erste Brücke über den Inn und an deren südlichen Kopf eine Armen- und Wallfahrerherberge mit Kapelle, zunächst zum hl. Kreuz genannt, erbaut, aus der dann 1301 die St. Gertraud-Kirche hervorging. Damit verlor die Überfahrt bei St. Nikola an Bedeutung und der Verkehr zog sich mehr gegen die Brücke hinab in den mittleren Teil der Innstadt, der dadurch stark anwuchs. Die Folgen für die Pfarrei St. Severin blieben nicht aus. 1182 wird sie zusammen mit dem sogenannten Innbruckamt dem Spital St. Ägidius einverleibt, dessen Namen sie von da an führt nach der Kirche, deren Chor noch heute als letzter Rest beim einstigen Römerlager Bojodurum steht, seit der Säkularisation verkauft und als Wohnhaus verbaut. Bischof Theobald (1172-1190) erhob St. Ägid damit zur Pfarrkirche der ganzen Innstadt. Nur die Begräbnisse und Seelengottesdienste scheinen weiterhin bei der Mutterkirche verblieben zu sein. Da die Verwaltung von St. Ägid, das als Leprosenhaus gegründet zu Anfang des 14. Jh. die Form eines Armenspitals angenommen hatte, schon 1163 dem Domkapitel übertragen worden war, wurde St. Severin damals gleichfalls dem Domkapitel unterstellt.

Erst von 1653 an finden wir die Pfarrei unter ihrem alten Namen. Die Innstadtpfarrgemeinde wurde damals wieder nach ihr benannt und auch der Pfarrgottesdienst in die Severins-Kirche zurückverlegt. Die Pfarrkirche St. Severin war die ursprüngliche Pfarrkirche der Innstadt und Umgebung.

In neuerer Zeit zog man dann die günstiger gelegene St. Gertraud-Kirche teilweise zum Pfarrgottesdienst mit heran. Man beließ der Stammkirche aber auch jetzt Name, Bestattung und Leichengottesdienste. So blieben die kirchlichen Verhältnisse im Wesentlichen bis heute.

Pfarrkirche St. Gertraud

Die Kirche neben der Innbrücke gehörte einst zum 1143 erneuerten St. Gertraudspital. Seit 1787 ist sie die Seelsorgekirche der Innstadtpfarrei, seit 1968 offiziell Pfarrkirche, wobei der Schutzpatron der Pfarrei nach wie vor der hl. Severin von Norikum geblieben ist. Beim großen Brand der Innstadt im Jahre 1809 wurde auch die Gertraudskirche stark beschädigt. 1815 bauten sie Kreisbauinspektor Ranson und Maurermeister Augustin Allgeyer im klassizistischen Stil neu wieder auf. Christian Jorhan d. J. schuf die Säulenkapitelle. 1855 wurde der Turm errichtet, 1888 erhielt die Kirche eine neuromanische Ausstattung, die jedoch bei der Renovierung 1968 weitgehend wieder entfernt wurde.

Heute hat der tonnengewölbte, klassizistisch klar gegliederte Raum eine vorwiegend moderne Ausstattung. Volksaltar und Tabernakel, Ambo und Taufstein stammen von Curt Porzky, das monumentale Kreuz für die barocke Christusfigur schuf Leopold Hafner.

Das wertvollste Stück der Kirche ist die sogenannte “Severinsmadonna”, eine lebensgroße Holzfigur aus der Zeit um 1450; sie gehört zu den besten Werken der Passauer Bildhauerkunst und gilt als Nachklang der “schönen Madonnen”. Ihren Namen hat sie von ihrem früheren Standort in der St. Severinskirche. Derzeit wird diese Figur restauriert.

Eine kunstgeschichtlich bedeutsame Arbeit ist auch das Gemälde “Anbetung der Hirten” um 1620 vom Niederländer Jan Cossiers.

Ein barocker Weihwasserkessel aus rotem Marmor, eine große Holzfigur St. Konrad und ein moderner Kreuzweg sind noch zu nennen.

In der Vorhalle stehen zwei lebensgroße Holzfiguren St. Severin und St. Gertraud. Die Kirche erfuhr erst heuer eine umfassende Renovierung. – Mit 4700 Seelen ist die Innstadtpfarrei die zweitgrößte im Stadtdekanat Passau.

Franz Mader, Zusammenfassung vom 20. Mai 1963

G e s c h i c h t e : St. Gertraud war ursprünglich Kirche des Spitals, das Heinrich von Radeck um 1301 an der Innbrücke stiftete. (Erhard II, 239). Die neue Stiftung trat an die Stelle des Kirchleins zum hl. Kreuz mit Asyl für Arme und Pilger, das Bischof Reginbert (1138 – 1148) gegründet hatte (Hansiz, S. 307). Bei dem Stadtbrand im Jahre 1662 wurde die Kirche eingeäschert. Bei dem Brand, der die Innstadt im Jahre 1809 heimsuchte, wurde die Kirche abermals beschädigt. (Erhard I, 313; II, 199).

1787 wurde die Pfarrei von St. Severin hierher versetzt, wie Seyffert in seinem 1788 vollendeten Passauischen Tagebuch meldet.

1811 wird über den Abbruch des gefährdeten Gewölbes verhandelt. Die Pläne zur Wiederherstellung entwarf Kreisbauinspektor Ranson, der eine Erhöhung des Kirchenraumes vornahm. Das von Ranson vorgeschlagene Türmchen an der Südwestecke wurde von der Regierung verworfen und dafür empfohlen, den Innbrucktorturm als Kirchturm auszugestalten. Die Pläne wurden von Oberkommissar Diricoyen revidiert, u. z. in München. Der Bau erfolgte 1815 – 1816. Maurermeister war Augustin Allgeyer. Den Voranschlag über die Stukkatur: “Säulenkapitäle ionischer Ordnung nach Samozischer Art, Säulenfüße” usw. legte Christian Jorhan, bürgerlicher Bildhauerin Passau, vor. Jedenfalls stammt die Ausführung von Ihm. Die Entwürfe Ransons zur Ausgestaltung des Innbrucktores als Kirchturm haben sich erhalten. Ob die Entwürfe ausgeführt wurden, ist nicht bekannt. Der Torturm wurde 1849 abgebrochen. Erhard bemerkt, die Kirche sei ohne Turm erbaut worden. Der jetzige Turm wurde 1855 in sog. “romanischen” Formen erbaut.

1888 erfuhr die Kirche eine Innenrestauration, bei der alle älteren Einrichtungsgegenstände beseitigt wurden. (1816 bekam die Kirche die zwei Seitenaltäre aus der Xaveriuskapelle der Jesuitenkirche. Der Tischler schätzte sie auf 120 Gulden. Es handelte sich, sie die Tradition weiß, um kleine Anlagen, wie die Verhältnisse der Xaveriuskapelle ohnehin vermuten lassen. Darüber hingen Gewölbe. Erhard (II, 199) bezeichnet sie als Schöpfung Berglers. Sie stellten St. Andreas und St. Sebastian dar. Vorher befanden sie sich in der Residenz, von wo sie die K. Regierung 1817 an die Kirche abgab. Ihr Schicksal ist seit der Restauration unbekannt. (Der Pfarrer hatte 1817 um Überlassung zweier Bilder aus der Residenz gebeten, die Maria Himmelfahrt und den Tod des hl. Andreas darstellten).

B e s c h r e i b u n g: In ihrer heutigen Erscheinung ist die Kirche ein einfacher klassizistischer Bau von bescheidener Größe, der mit Benützung der alten Umfassungsmauer entstand. Sie hat eingezogenen Chor, dessen Achse nach Süden verschoben ist. Er ist dreiseitig geschlossen und hat kuppelartiges Gewölbe. Zu beiden Seiten Saskristeianbauten, um 1888 hinzugefügt. Langhaus zu 4 Achsen. Tonne, ohne Stiche, mit Gurtentrennung.

Wandgliederung durch jonische Halbsäulen, darüber Gesims mit Zahnschnittreihe, das auch den Chor umläuft (von Jorhan). Die Fenster sind rundbogig und haben bossierte Umrahmung. Darüber runde Blendfenster, ebenfalls mit bossierter Umrahmung. An der Nordseite des Langhauses gegen die Westecke die alte Sakristei. Rechteckiger Raum zu 2 Kreuzjochen, die Rippen sind abgeschlagen. Der Westturm ist modern, wie oben bemerkt. Einrichtung neu. (Beim Brand im Jahre 1809 gingen auch die alten Epidaphien zugrunde, wie Erhard berichtet).

In der Turmvorhalle Weihwasserschale aus rotem Marmor, von 1688 mit Doppelwappen, dessen Bestimmung nicht gelang.

Das von Erhard (II, 199) erwähnte Gemälde der Geburt Christi, angeblich von Rubens befindet ich jetzt in St. Severin.

M o n s t r a n z e n: 1. Silber, teilvergoldet. Mit großen Tulpen und Akanthus dekoriert. Sonnenform. am Gehäuse 2 Puttenengel und Engelsköpfchen, um 1680. Ohne Marken.

  1. Silber, teilvergoldet. Am Fuß Muschelwerk und die getriebenen Brustbilder der Evangelisten. An der Sonne Gottvaters und Engelchen. Um 1740. Beschauzeichen Passau. Meistermarke des Johann Peter Schwendtner. Tüchtige Arbeit.

K e l c h e: 1. Silber, vergoldet. Sechspaßfuß, Vasenodus mit einfachen Kartuschen, sonst glatt. Um 1680. Beschauzeichen Passau. Meistermarke des Tobias Schuhmann.

  1. Silber, vergoldet. Großblättriger Akanthus mit Tulpen. Um 1680. Beschauzeichen undeutlich, wohl Passau. Meistermarke, wohl dem Goldschmied Johann Christoph Schmidt zugehörig.
  2. Silber, vergoldet. An Fuß und Kupa getriebene Halbfiguren zwischen Rokokomuschelwerk. Um 1740. Beschauzeichen Passau. Meistermarke des Johann Peter Schwendtner wie oben. 4. und 5. Klassizistische Arbeiten, ohne Marken.

H o c h z e i t s b e c h e r: Silber, teilvergoldet. Renaissanceschöpfung, mit Buckelreihen an Fuß und Kupa, Engelsköpfchen und Fruchtstücken am Vasenodus. Beschauzeichen Passau. Die Meistermarke gehört wohl dem 1563 genannten Daniel Gerlinger an.

T e l l e r und K ä n n c h e n: Schöne Frührokokoarbeit mit Bandwerk. Beschauzeichen Passau. Meistermarke LH im Queroval. Sie bezieht sich offenbar auf den Goldschmied Leopold Heindl.

R a u c h f a ß und S c h i f f c h e n: Barockarbeit um 1670, mit Knorpelwerkmotiven, Masken und Tulpenmedaillons. Der Deckel neu. Die Marken sind zerstört. Wohl Passauer Arbeit.

G l o c k e: Umschrift in Kapitälen mit Renaissancefries: AVA MARIA, GRATIA PLENA DOMINUS TECUM ANO DNI + 1538. Am Mantel Reliefs: Maria Krönung und St. Severin. Durchmesser 1.20 m.

Das zugehörige Spital wurde nach dem Brand von 1809 in die obere Sandgasse verlegt. (ERHARD II, 239).

 

Pfarrgemeinde St. Severin – St. Gertraud

Unsere Pfarrgemeinde St. Severin gehört zu den traditionsreichsten im Bistum Passau. Nach der Volksüberlieferung soll sich hier der hl. Severin von Noricum im 5. Jh. aufgehalten haben und von hier aus sein Missionswerk geleitet haben.

Die Grenzen der Pfarrei legen im Norden die Ufer des Inn und der Donau, in Süd Ost und West die Staatsgrenze zu Österreich fest.

St. Severin ist eine alte Säkularpfarrei. Bischof Reginbert (1138-1148) übergab sie dem Augustinerchorherrenstift St. Nikola. Doch mindestens seit dem 5. Jh. steht an der Stelle der heutigen Severinskirche ein Gotteshaus, dessen Kontinuität bis in unsere Tage erhalten blieb.

Unserer Pfarrgemeinde gehören z.Zt. ca 4.000 katholische Gläubige an.

Im Jahre 2005 wurde unsere Kirche innen gründlich renoviert. Die neue Gestaltung des Kirchenraumes fand große Resonanz und Anerkennung in der Öffentlichkeit.

Farbgestaltung

Chorraum

Das Thema der Malerei im Chorraum weist auf die Auferstehung hin. Hinter dem Kreuz, das formal an Flammen erinnert, verläuft ein rotes vertikales Band. Zum einen nimmt das Rot das Thema der Flammen, des göttlichen himmlischen Lichtes wieder auf. Zum anderen gilt das Rot als Farbe der Harmonie, da es im Farbkreis genau in der Mitte der warmen und der kalten Farben steht. So stellt Rot den Ausgleich zwischen Licht und Finsternis dar. Das Rote wird zum Sinnbild für Christus, der die Harmonie und die Verbindung von allem Himmlischen mit dem Irdischen darstellt. Das rote Band durchbricht das Gesims, auch bewusst unter Miteinbeziehung dieses Architekturelements. So wird dem Akt der Auferstehung auch räumlich Ausdruck verliehen. Auch um den Bruch und das Aufbrechen von bisher gültigen Regeln und Vorstellungen Gestalt zu verleihen. Der Durchbruch der irdischen in die himmlische Welt wird auch im Wechsel der Farbe an dieser Stelle vom Rot ins leuchtende Gelb deutlich. Das strahlende Gelb in der Kuppel deutet auf Ostern und Auferstehung hin. Die Liebe und Barmherzigkeit Gottes finden darin ihren Ausdruck. Das Goldgelb vermittelt ein Gefühl von Wärme und Wonne, es repräsentiert den milden Abglanz der untergehenden Sonne. Das lichtnahe leuchtende Gelb gilt als Farbe der Erkenntnis. Seine Leuchtkraft erscheint uns angenehm warm und freudig. Als verbindendes Element zwischen Himmel und Erde begegnet uns das Licht im übertragenen Sinn also Christus als Licht der Welt. Ein Engel, der mit dem Band aufzustreben scheint, ist Symbol und Bote des Lichtes, das ihn durchstrahlt. Eine grüne Linie bildet eine Gegenbewegung zur aufstrebenden Bewegung der Komposition. Grün weist als Paradiessymbol auf die Hoffnung der Auferstehung hin.

Seitenaltäre

Auch die beiden Figuren, seitlich des Chorbogens, werden durch Farbbahnen in die Gestaltung integriert und als besondere Orte im Raum gekennzeichnet.

Hinter der Marienfigur verläuft ein ultramarinblaues vertikales Band. Blau erinnert an Maria als Himmelskönigin. Nach oben hin löst sich die blaue Fläche auf: Sinnbild für das ätherische, transzendente Blau. Seine Transzendenz macht es auch zum Synonym der Durchlässigkeit der Welten von Diesseits und Jenseits. Blau gilt als immateriellste aller Farben. Die Natur repräsentiert sich hier in ihrer Durchsichtigkeit, wie Wasser, Luft, Kristall.

Hinter der Figur des St. Severin strebt ein purpurfarbenes Band nach oben. Der echte Purpur kann nur durch Lichteinwirkung entstehen, und gilt darum als Lichtsymbol. Zudem ist diese Farbe vollkommen lichtbeständig, wodurch sie zur Symbolfarbe der Ewigkeit wurde.

Taufort

Ein blaues, horizontales Band verbindet die verschiedenen Orte in der Taufnische. Das malerische Blau auf der Fläche verweist auf das Wasser der Taufe, als Zeichen der Gemeinschaft aller Christen. Blau erinnert auch als Farbe der Ozeane an das Wasser als Schoß des Lebens. Wasser steht für das reinigende Element, das in der Taufe eine Neugeburt aus dem Wasser bewirken soll. Die bewegte Fläche, soll das Fließen des Wassers, das niemals stillsteht zum Ausdruck bringen. Das Symbol der Bewegung deutet auf die Zeit, Veränderung und Werden hin. Das Blau erinnert an die himmlische Schöpfung und den himmlischen Ursprung. Blau drückt unbegrenzte Ferne und Tiefe aus. Es versinnbildlicht die Sehnsucht nach dem Wunderbaren. Blau trägt in sich die Qualität der Klarheit, der Durchsichtigkeit, im übertragenen Sinn die der rationalen Transparenz, der intellektuellen Durchdringung, also den Forscherdrang des Geistes. Diese Farbe ist auch zu allen Zeiten das Farbsymbol des Geistigen, Fernen und Erhabenen gewesen, sie ist das Sinnbild für Gottesfrieden und ewige Glückseligkeit.

Hinter dem Taufstein verlaufen zwei blaue aufstrebende Bänder. Sie stehen für die Zusammenkunft der Flüsse in Passau und weisen auf die besondere Bedeutung des Wassers für die Stadt hin. Dabei hat das Wasser hier eine ambivalente Bedeutung, man denke nur an die Überschwemmungen, wie zum Beispiel auch in diesem Jahr, als die Wandmalerei im Chor entstand.

Ein gelber „Lichtstrom“ strebt ebenso hinter der Taufe empor. Das Gelb beschreibt das Licht der Gestirne und die Farbe der Blüten. So wirkt es als verbindendes Element zwischen Himmel und Erde. Das gelbe Band ist ein Symbol der Hoffnung und all der guten Wünsche, die der Getaufte mit auf seinen Weg bekommt.

Hinter dem Kruzifix setzt sich das Gelb als Hintergrundfarbe fort. Hier weist es auf die göttliche Freude und Herrlichkeit hin. Im Gelb triumphiert das Licht in der Farbe und befreit sich lichttrunken aus jeder Bindung, verströmt über alle Grenzen. So steht das Gelb für die Vollendung und Verherrlichung.

Hl. Sebastian

Schließlich findet sich auch Gelb unterhalb der Figur des heiligen Sebastian. Dessen Hintergrundfarbe erscheint in Violett. Das dunkle Violett, als Farbe der Passion deutet als zwiespältigste Farbe auf Melancholie und Traurigkeit hin. In der Natur begegnet uns diese Farbe im Untergang der Sonne, beim Übergang des Tages zur Nacht. Die spannungsreiche, aber auch verbindende Wirkung zwischen den Ausdruckswerten des vitalen Rot und des transzendenten Blau kommt hier zum Ausdruck. Als Farbe der Vermittlung schafft Violett den Ausgleich zwischen Erde und Himmel, Sinnen und Geist, Leidenschaft und Intelligenz, Liebe und Weisheit.

Tobias Kammerer M. A., Rottweil

November 2005

Neugestaltung des Kirchenraumes

Die Kath. Pfarrkirche St. Gertraud ist im amtlichen Inventar der Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbezirk Niederbayern, Band III, Stadt Passau, S. 190 ff näher beschrieben und als Baudenkmal in der Denkmalliste für die Stadt Passau aufgeführt.

Bau der Spitalkirche neben der Innbrücke im Jahre 1143 durch Bischof Reginbert. 1301 wurde das Spital erneuert, die Kirche erweitert und der hl. Gertraud geweiht. Renovierung der Kirche im Jahre 1624, seit 1787 ist die St. Gertraud die Seelsorgs-Kirche der Innstadtpfarrei, seit 1968 offiziell Pfarrkirche. Die Pfarrei behielt den Namen St. Severin.

Die Seelsorgs-Kirche wurde durch den großen Brand in der Innstadt 1809 schwer beschädigt; ab 1811 entstand die Planung für den Wiederaufbau durch Kreisbauinspektor Ranson, die Bauausführung folgte 1815-16.

Der Entwurf für die Ausgestaltung des Innenraums stammt von Christian Jordan: „Säulenkapitelle ionischer Ordnung nach Scamozischer Art“. Die Kirche besaß einen qualitätvollen, klassizistischen Hochaltar und zwei Seitenaltäre. Leider hat man alle drei in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts entfernt.

In seinem heutigen Zustand entfaltet der rein klassizistische Kirchenraum auch ohne seine frühere Ausstattung seine klare architektonische Wirkung. Das Tonnengewölbe ist geschlossen, dies wird durch die Gurtbögen und das durchgehende Kranzgesims besonders betont.

Deutlich wird die Systematik der architektonischen Wandgliederung im fünfjochigen Langhaus mit vorgelagerten Halbsäulen; der stark eingezogene Chor schließt in fünf Seiten des Achtecks; er ist der eindeutige Zielpunkt der Raumkomposition. Insgesamt ist diesem ungestört klassizistischen Kirchenraum eine besondere Bedeutung beizumessen, weil Vergleichbares nur selten zu finden ist.

Die am 17.05.05 begonnene Innenrenovierung wurde zum vorgesehenen Fertigstellungstermin nach einer Bauzeit von nur fünf Monaten am 20. Oktober abgeschlossen. Am 23.10.05 fand bereits der erste Familien-Gottesdienst statt.

Im Zuge der Innenrenovierung wurden neben der künstlerischen Neugestaltung nur dringend notwendige Arbeiten durchgeführt; so mussten beispielsweise

werden.

Im Presbyterium wurde die Stufenanlage von fünf auf zwei Stufen reduziert und der Altar weiter nach vorne versetzt. Der Altarbereich erhielt eine Fußbodenheizung. Neben dem Aufgang zur Empore wurde eine Beichtkammer eingebaut; Neu gestaltet sind die Taufkapelle, der Treppenaufgang und die Empore. Auf der Empore konnte ein Meditationsraum eingerichtet werden.

Das Langhaus ist zugunsten des Presbyteriums farblich zurückgenommen. Demzufolge wurden die marmorierten Halbsäulen und die goldenen ionischen Kapitäle im Langhaus durch dezentere Töne entsprechend dem Klassizismus ersetzt; dabei verdichtet sich die Farbintensität der Grauabstufungen von oben nach unten, d. h. von den Gurtbögen über die Kranzgesimse und Säulenkapitelle zu den Basen. Der Kontrast zu den weißen Wand- und Gewölbeflächen tritt deutlich hervor.

Sichtlich wohltuend ist die Einfassung des Altarraumes mit dem neuen Chorgestühl. (Alle störenden Einbauten an den Wänden im Chor wurden beseitigt).

Ästhetik, Funktion und Transparenz vereinen die neugestalteten Unterbauten in Glas und Messing für Tabernakel, Ambo, Kredenz und für die Heiligenfiguren Madonna, Severin und Sebastian.

Den Ambo ziert ein Tuch – mit Seide auf Leinengrund appliziert, mit einem handgestickten Kreuz aus Leinengarn und von Hand aufgenähten Goldfäden.

Die sichtbarste Veränderung ist die Neugestaltung der Raumschale nach dem künstlerischen Entwurf von Tobias Kammerer. Besonders augenfällig ist die Wand im Presbyterium hinter dem großen Flammenkreuz, wo sich ein feurig rotes Band nach oben zieht und im Gewölbe in einen orange – gelben Himmel übergeht, welcher der Symbolik der Auferstehungsgeschichte entspricht.

Mit diesem Kunstgriff wurde das Presbyterium mit dem großen Flammenkreuz zum leuchtenden Herzstück.

Farblich untermalt hat der Künstler auch das Mittelbild an der Nordseite in purpurrot, die Seitenaltäre mit dem Hl. Severin ebenfalls in purpurrot und die Mutter Gottes in blau; Blau ist das Symbol von Maria, die blaue Untermalung weist Sie als Himmelskönigin aus. Die sog.“ Severins-Madonna“, eine lebensgroße Holzfigur aus der Zeit um 1450 ist das wertvollste Stück der Kirche; sie gehört zu den besten Werken der Passauer Bildhauerkunst.

Im rückwärtigen Teil der Kirche wurde der Hintergrund des hl. Sebastian und die Taufkapelle in blau, purpurrot und orange gefasst.

Alle Einrichtungen und Ausstattungen sind auf das farbliche Gesamtkonzept abgestimmt und bilden nunmehr mit der Raumschale eine harmonische Einheit. Die Kirchenbänke erhielten neue Sitzkissen-Auflagen.

Ein ausgeklügeltes Beleuchtungssystem mit indirekten Strahlern im Chor und zu den Heiligenfiguren sowie dimmbare, satinierte Pendelleuchten in Langhaus und Empore bringen eine bezaubernde Lebendigkeit in den Kirchenraum.

Die Sakristei mußte grundlegend erneuert werden. Grund hiefür war, dass die Einbindung der alten Sakristei hinter dem Altarraum zwingende Voraussetzung für den Bau der Fußgängerpassage durch das ehem. Listhaus war. Dies war die Jahrhundertchance, eine befriedigende Alternative gab es aufgrund der besonderen örtlichen Verhältnisse im Kernbereich der Innstadt mit Einzel- und Ensembleschutz nicht.

Die von der Stadt anvisierte Minimal-Lösung mit Zebrastreifen am Brückenkopf und anschließendem einseitigen Gehsteig auf der Apothekenseite hätte den kritischen und neuralgischen Punkt nicht entschärft, sondern im Gegenteil bei dem täglich rollenden Schwerlastverkehr Gefahr für Leib und Leben der Fußgänger bedeutet.

Durch den (vorausschauenden) Beschluss der Kirchenverwaltung – die historische Sakristei der Pfarrkirche St. Gertraud für den Bau der Fußgängerpassage uneingeschränkt zur Verfügung zu stellen, wurde es möglich, eine sichere Fußgänger-Verbindung mit einem geraden Durchstich zu schaffen.

Die Qualität der Passage konnte erheblich gesteigert werden durch die Einbeziehung des gesamten Freiraumes über der ehemaligen Sakristei. Somit entstand eine großzügige, attraktive Öffnung der Passage in Richtung Kirchenplatz mit einem neuen Erlebnisbereich, mit viel Licht, Luftigkeit und Transparenz.

Als Ausgleich wurde von der Wohnungsaufbau GmbH ein Anbau an die nördlich gelegene neue Sakristei erstellt. Daran anknüpfend entstanden ansprechende Räume mit großzügigen, raumteilenden Schränken mit viel Platz für Pfarrer und Ministranten. Die gesamte Sakristeieinrichtung wurde in Ahorn, der Bodenbelag in Naturstein ausgeführt.

Wenngleich auch im Vorfeld über Jahre viel Widerstand gegen die Passage aufkam (Landesamt für Denkmalpflege, Regierung von Niederbayern, Stadtplanungsamt), so sind nunmehr alle Beteiligten zufrieden – Politiker, Behörden, Bauherr und Planer. Für die Fußgänger ist die Passage der größte Gewinn.

Die Gesamtkosten der Renovierungsmaßnahme belaufen sich auf Euro 420.000,00; davon übernimmt die Diözese 65 % = Euro 273.000,00, die Höhe der Eigenleistung der Kath. Pfarrkirchenstiftung St. Severin beträgt 35 % = Euro 147.000,00.

Die Renovierung zur Ehre Gottes wurde von den Angehörigen der Pfarrei mit viel Opferbereitschaft mitgetragen.

Jetzt dürfen sich alle über das sehr gut gelungene Werk freuen. Am guten Gelingen waren vornehmlich fleißige, engagierte Handwerker beteiligt; Ihnen gilt besonderer Dank und Anerkennung.

Am Sonntag, den 27.November fanden die Renovierungsarbeiten an der St. Gertraud- Kirche ihren krönenden Abschluss mit einem festlichen Gottesdienst, den Diözesanbischof Wilhelm Schraml mit der Pfarrgemeinde Passau Innstadt feierte.

Helmut Denk
Architekt – Oberbaurat a. D

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